Essig findet in der Küche vielfältige Verwendung und er ist gleichzeitig eines der ältesten Heilmittel.
Er kann also viel mehr, als nur Grundzutat für ein schmackhaftes Salatdressing zu sein. So wurde schon vor tausenden von Jahren der (Wein)Essig als Heilmittel verwendet, zum Beispiel zum Desinfizieren von Wunden, als kühlende und abschwellende Auflage bei Prellungen und Blutergüssen, bei Entzündungen, Sonnenbrand sowie bei verschiedenen Krankheiten als natürliches Antibiotikum.
Essig wirkt allgemein kühlend, zusammenziehend, fiebersenkend und anregend auf die Aktivität der Verdauungsorgane. Äußerlich angewendet entfaltet er eine antiseptische, antibakterielle und antimykotische Wirkung.
Essig ist ein säurehaltiges Naturprodukt mit einem ph-Wert von etwa 3 und einem Säuregehalt von ca. 5 – 6%. Das Naturprodukt Essig enthält eine Vielzahl an (wertvollen) Enzymen aber auch Antioxydantien, Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, sogenannte Ballaststoffe, Aminosäuren und weitere gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe. In einem natürlichen Essig variieren diese Inhaltsstoffe und je nach Essigart unterscheiden sie sich ebenfalls.
Essig entsteht in der Natur aus reifen Früchten. Damit Keime und Samen in den reifen Früchten nicht alle von Tieren gegessen werden und damit der Fortbestand der Pflanzen gefährdet wird, lässt die Natur das Fruchtfleisch gären und in Essig übergehen. Da gesunde Tiere faules Obst ablehnen, sind die Samen so recht gut geschützt. Wenn Tiere allerdings krank sind., suchen sie ihre natürlichen Heilmittel und das können durchaus auch auf dem Boden liegende überreife Früchte sein. Diese Früchte dienen vielen Tieren als „natürliche Apotheke“.
In überreifem Obst wird aus dem vorhandenen Fruchtzucker zuerst Alkohol gebildet, der anschließend unter dem Einfluss bestimmter Essigsäure-Bakterien zu Essigsäure umgebaut wird. In der Essigproduktion wird eine sogenannte Essigmutter (eine gallert- und pilzartige Masse aus Essigbakterien) als Starterkultur verwendet. Ich habe über viele Jahre mit Hilfe einer solchen Essigmutter (die sehr vermehrungsfreudig ist) meinen Essig selbst hergestellt. Das geht recht einfach und ist gut zum Verwerten von Fruchtsäften oder Wein geeignet. Die Bildung so einer Essigmutter ist ein natürlicher Prozess, der auch in fertigem Essig mal vorkommen kann und fälschlicherweise als Anzeichen für Verderbnis interpretiert wird.
Essig kann also entweder selbst – zum Beispiel aus frischem Fruchtsaft – hergestellt werden oder in guter Qualität als fertiges (unpasteurisiertes) Bio-Produkt gekauft werden. Dieses wertvolle Naturprodukt eignet sich sehr gut, um es mit der Kraft von Kräutern zusätzlich anzureichern und die gesundheitsfördernde Wirkung noch zu verstärken. Dabei geben die unterschiedlichen Pflanzen dem Essig ein unverwechselbares Aroma plus zusätzliche Heilkräfte. Je nach Kräutern, Früchten, Blüten etc., die im Essig mazerieren durften, eignet sich der Essig für ganz unterschiedliche Speisen oder auch einfach in Wasser – vor der Mahlzeit getrunken – als Gesundheitselixier. Auch wirkt er – stark verdünnt – in Wasser getrunken erfrischend und kühlend an heißen Sommertagen und ist eine gute Alternative zu süßen (meist ungesunden) Getränken.
Ein selbst gemachter Kräuter-, Blüten- oder Früchte-Essig kann sehr dekorativ aussehen und eignet sich daher auch gut als besonders Geschenk.
Probiert einfach aus, Euren Essig mit aromatischen Kräutern anzureichern und so eine geschmackliche Vielfalt in die Speisen zu zaubern sowie gleichzeitig Eure Gesundheit zu stärken.
Für einen Kräuteressig eignen sich zum Beispiel folgende Kultur- und Wildpflanzen:
Gundermann, Giersch(blüten), Schafgarbe, blühende Thymianzweige, Rosmarin, Oregano, Ysop, Salbei, Peperoni, Knoblauch, Bärlauch, Labkraut(blüten), wilde Möhre, Bärwurz, Wiesenbärenklau und viele weitere aromatische Kräuter. Hier sind der Fantasie und der geschmacklichen Vielfalt keine Grenzen gesetzt.
Ebenso eigenen sich viele duftende Blüten für einen Blütenessig oder einen kombinierten Blüten- und Kräuteressig. Hier denke ich zum Beispiel an Holunderblüten, Rosenblüten, Blüten von Eberesche, Weißdorn, Schlehe, Flieder usw. Und last but not least können natürlich auch wilde Früchte den Essig verfeinern – z.B. Hagebutten, grüne (unreife) Lerchenzapfen, Schlehen, Kornelkirschen, Mispeln usw.
Die Herstellung eines Kräuter- oder Blütenessigs ist recht einfach. Es werden in eine (heiß ausgespülte) Flasche locker die sauberen und trockenen Zweige, Blätter, Blüten und/oder Früchte gegeben (ca. 1 Teil Pflanzen auf 2-3 Teile Essig). Dann wird alles mit einem guten Essig (Wein-, Apfel- oder Sherryessig) übergossen, so dass alle Pflanzenteile bedeckt sind. Die Flasche verschließen und an einem kühlen dunklen Ort ca. 6 Wochen mazerieren lassen. Zwischendurch darf die Flasche immer mal wieder geschüttelt oder geschwenkt werden. Nach dieser Zeit kann der Essig abgeseiht werden und in dekorative Flasche umgefüllt werden. Er ist mindestens 1 Jahr haltbar.
Ich wünsche Euch viel Freude beim Ausprobieren und Genießen!