Goldrute 4

Goldrute für Küche & Hausapotheke

In den nächsten Tagen zeigt sich die kanadische Goldrute (Solidago canadensis) wieder von ihrer lichtvollen Seite. Hunderte Einzelblüten erstrahlen zu goldenen kleinen Sonnen und locken zahlreiche Insekten an. Die Goldrute gehört der Familie der Korbblütengewächse an, was auf den ersten Blick gar nicht unbedingt zu erkennen ist. Wenn man sich die kleinen Blüten jedoch mal mit einer Lupe oder unter dem Mikroskop genauer anschaut, sind die zahlreichen kleinen Blüten-Körbchen (die aus Zungenblüten, Röhrenblüten und umgebenden Hüllblättern gebildet werden) sehr gut zu erkennen. Mit diesem „vergrößerten Blick“ auf die Details eröffnet sich eine neue und wunderbare Welt. Diese filigrane Schönheit lässt mich immer wieder demütig werden vor den Wundern und der Perfektion der Natur.

Die kanadische Goldrute zählt zu den sogenannten Neophyten, da sie erst später zu uns gekommen ist. Wie manch andere Pflanzen wird sie als „invasiv“ bezeichnet, da sie die heimische Flora verdrängen soll. Es mag sein, dass sie eine kraftvolle Pflanze ist und sich entsprechenden Platz schafft. Aber sie ist gleichzeitig eine sehr wertvolle Pflanze und sollte daher auch einen angemessenen Platz bei uns erhalten. Neben der kanadischen Goldrute ist die sehr ähnliche Riesen-Goldrute bei uns häufig anzutreffen.

Seltener findet man die echte oder auch gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea), die zu den heimischen Arten zählt. Sie ist mit einer Höhe bis zu 1m deutlich kleiner als ihre ausländischen Verwandten, bildet keine Wurzelausläufer und ist damit nicht so ausbreitungsfreudig. Ihre Einzelblüten sind deutlich größer als bei der kanadischen Goldrute, was auf dem Bild hier im Text leider nicht zu erkennen ist, da die Blüten aktuell noch geschlossen sind. Wer gern seinen Garten mit der bienenfreundlichen und wertvollen echten Goldrute bereichern will, wird im Internet fündig und kann Pflanzen bestellen. Sie gedeihen auch auf trockenen Böden und sind recht anspruchslos. Mit der echten Goldrute im Garten sind auch die Zutaten für Küche und Hausapotheke praktischerweise gleich griffbereit.

 

All die genannten Goldrutenarten sind essbar und gleichzeitig heilkräftig. Die kanadische und die heimische (gewöhnliche) Goldrute werden in ihrer Heilwirkung ähnlich eingestuft.

Die kanadische Goldrute kann bis zu 2,50m hoch werden. Sie hat einen fein behaarten Stängel und schmale Blätter mit einem fein gezähnten Blattrand. Die lanzettlichen Blätter haben eine behaarte Blattunterseite. Ihre goldgelben, traubenförmigen Blütenstände zeigt sie – je nach Standort und Witterung – zwischen Juli und Oktober. Ein Goldrutenstängel kann zahlreiche (bis zu 19.000) Samen bilden und ist bis in den Herbst hinein eine sehr wertvolle Bienenpflanze.

Mit ihren sekundären Inhaltsstoffe, wie Flavonoide, Saponine, Gerbsäuren und ätherisches Öl, ist sie eine durchaus wertvolle Heilpflanze. Dabei kommt das blühende Kraut zum Einsatz. Es kann bei Erkrankungen der Harnwege und der Nieren hilfreich sein. Sie wirkt harntreibend, krampflösend und hilft dem Körper bei der Ausleitung von Stoffwechselabbauprodukten. Sie ist häufig Bestandteil von Blasen- und Nierentees. Außerdem wirkt sie entzündungshemmend und kann zum Beispiel als Mundspülung bei Zahnfleischentzündungen verwendet werden. Die Goldrute als Heilmittel eignet sich zur Einnahme als Tee oder als Auszug in Wein oder Schnaps (also als Tinktur).

Was möglicherweise weniger bekannt ist: auch in der Küche lässt sich die kanadische Goldrute gut einsetzen. So können die zarten, jungen Blätter ab April (klein geschnitten) verschiedenen Gerichten zugegeben werden. Sie passen in kleinen Mengen in Salate, gemischt mit anderen Kräutern in Gemüsegerichte, Bratlinge, Pesto, Suppen usw. Sie können leicht bitter schmecken, daher sollten sie eher sparsam verwendet werden. Die Blüten schmecken honigartig und ergeben zum Beispiel ein goldgelbes Pesto sowie süße als auch herzhafte Leckereinen.

Hier ein Rezept für Goldruten-Pesto aus dem Buch „Unkrautgenuss & Wildpflanzenküche“ von Irmi Kaiser (was ich sehr empfehlen kann):

Zutaten für Goldruten-Pesto: 2 Tassen gezupfte Goldrutenblüten / 1 Tasse Olivenöl / 3 EL Bergkäse, gerieben / 5 grüne, frisch gemahlene Pfefferkörner / 1 TL Steinsalz
Zubereitung: Alle Zutaten zu einem cremigen Pesto mixen. Es passt wunderbar auf (Vollkorn)Brot oder Brötchen.

Ich wünsche guten Appetit und viel Freude mit den wunderschönen und wertvollen Goldruten.