In der Natur ist der Tisch jetzt im Herbst üppig gedeckt. Viele Bäume und Sträucher tragen reichlich Früchte und laden uns zum Sammeln und Pflücken ein. Da es neben essbaren aber auch giftige Früchte gibt, sollte genau hingeschaut und natürlich nur das gesammelt werden, was als essbar bekannt ist und sicher erkannt wird. An essbaren Früchten schenkt uns die Natur aktuell z.B. Hagebutten, Sanddorn, Schlehen, Weißdornbeeren, Vogelbeeren, schwedische Mehlbeeren, Maronen, Eicheln und Bucheckern. Es macht zwar etwas mehr Mühe, diese Früchte zu sammeln und zu verarbeiten, aber aus kulinarischer und gesundheitlicher Sicht lohnt sich dieser Mehraufwand auf alle Fälle.
So ist die allseits bekannte Hagebutte ein regionales Superfood. Die Fruchtschalen der Hagebutte sind (ähnlich wie der Sanddorn) reichlich mit Vitamin C ausgestattet. Hier decken bereits ca. 25g Fruchtschalen den Vitamin C-Bedarf eines erwachsenen Menschen. Außerdem liefern sie uns die Vitamine A und K sowie verschiedene B-Vitamine, reichlich Pektine, Fruchtsäuren, Gerbstoffe, essentielle Fettsäuren, Carotinoide und weitere wertvolle Inhaltsstoffe.
Mit diesem Kraftpaket an Inhaltsstoffen helfen uns Hagebutten unsere Abwehrkräfte zu steigern und Erkältungskrankheiten vorzubeugen. Sie sind ein allgemeines Kräftigungs- und Stärkungsmittel, wirken außerdem mild abführend und hartreibend. Auch gibt es Hinweise auf eine krebsschützende Wirkung der Hagebutte.
Im Inneren einer jeden Hagebutte sind zahlreiche Kerne bzw. Nüsschen „versteckt“, die fein behaart sind und auf der Haut Juckreiz auslösen können. Auch sie sind wertvoll und sollten keinesfalls einfach weggeworfen oder auf den Kompost gegeben werden. Sie können als Tee genossen werden und sind gleichzeitig hilfreich der Behandlung von Blasen- und Nierensteinen. Mit entsprechenden Geräten kann aus diesen Nüsschen sogar ein Öl gepresst werden, das reich an essentiellen Fettsäuren und Vitamin E ist.
In der Küche sind Hagebutten vielseitig einsetzbar. Das Einfachste ist es, die Hagebutten nach dem Säubern zu trocknen und als (sehr aromatischen) Tee zu genießen. Wenn die Hagebutten von ihren haarigen Kernen befreit werden (was allerdings tatsächlich recht aufwendig und klebrig ist), ergeben sie wunderbare Saft- und Vitalgetränke, Marmeladen, Würzpasten, Suppen, Fruchtschnitten, Fruchtwein, Fruchtessig oder auch einen Tomatenmarkersatz. Dazu kann man die Hagebuttenschalen frisch verarbeiten oder trocknen und aufbewahren, um sie dann bei Bedarf weiterzuverarbeiten. Im Winter, wenn die Früchte am Strauch weich geworden sind, lassen sie sich auch einfach roh vom Strauch naschen. Die Kerne sollten natürlich wieder ausgespuckt werden. Wer den Aufwand des Sammelns, Säuberns und Verarbeitens scheut, kann auf ein Hagebuttenmark, aus dem Bioladen zurückgreifen.
Hier mein Lieblingsrezept für eine Hagebuttensuppe
Zutaten: 100g Butter / 5 EL Dinkel, fein gemahlen /1 TL Steinsalz / Pfeffer, frisch gemahlen / 2 Pr. Zimt / 1,5 l Gemüsebrühe / 100ml Sahne / 1 Glas Hagebuttenmark / 1-2 TL Honig / 6 EL getrocknete Hagebuttenschalen
Zubereitung: 5 EL der getrockneten Hagebuttenschalen in 500ml Wasser für einige Stunden einweichen. Die restlichen Hagebuttenschalen in einem Mörser fein zerreiben und beiseitestellen. Butter im Topf schmelzen lassen und das Mehl darin anschwitzen. Kräutersalz, Pfeffer, Zimt und unter ständigem Rühren die Gemüsebrühe zugeben. Die eingeweichten Hagebuttenschalen mit dem Einweichwasser sowie den Honig in die Suppe geben und alles wenige Minuten köcheln lassen.
Die Sahne steif schlagen und 1 EL Hagebuttenmus sowie 1 Prise Salz unterrühren. Das (restliche) Hagebuttenmus unter die Suppe rühren und alles noch mal kurz aufkochen lassen. Die Suppe pürieren und anschließend auf Tellern verteilen. Einen Esslöffel Hagebutten-Sahne in die Mitte geben und mit etwas gemahlenem Pfeffer und gemörserten Hagebutten bestreuen.
Ebenfalls rot leuchten uns die Beeren des Weißdornstrauchs entgegen. Auch der Weißdorn ist eine sehr wertvolle und heilkräftige Pflanze. Der Weißdorn wirkt insgesamt durchblutungsfördernd auf die Herzkranzgefäße und Blutdruckregulierend. So ist er als herzstärkende Pflanze bekannt und anerkannt. Verwendet werden dafür vor allem die Blüten. In den Früchten sind die Konzentrationen dieser heilkräftigen Stoffe etwas geringer. Aber trotzdem haben auch sie positive Wirkungen auf unsere (Herz)Gesundheit und können in der Küche verarbeitet werden. Das Sammeln gestaltet sich etwas einfacher als bei der Hagebutte, da die Stacheln bzw. Dornen nicht so zahlreich am Strauch vertreten sind, wie bei den Rosen. Die Früchte schmecken mehlig-fruchtsüß. Sie können roh direkt vom Strauch genascht oder als Zusatz zu Kompott, Marmeladen oder Wein gegeben werden. Auch lassen sich die Früchte gut trocknen und können dann im Winter zu einem Tee aufgebrüht werden. Die getrockneten Früchte lassen sich außerdem vermahlen und als sogenanntes „Streckmehl“ zum Backen verwenden.
Hier ein Rezept für Weißdorn-Mus (Idee aus dem Buch „Unkraut-Genuss“ von Irmi Kaiser):
Zutaten: 500g Weißdornfrüchte / 3 Äpfel, in Stücke geschnitten / ½ TL Zimt / 3 Nelken / 1 Msp. Kardamom (pulverisiert) / 500ml Apfelsaft / Honig nach Geschmack / pflanzliches Pektin (Verwendung nach Packungsanleitung)
Zubereitung: Weißdornfrüchte mit den Apfelstückchen in einem Liter Wasser und den Gewürzen weichkochen. Die Nelken herausfischen und anschließend alles durch ein Sieb streichen oder mit der „Flotten Lotte“ passieren. Mit Apfelsaft, Honig und pflanzlichem Pektin einige Minuten köcheln lassen. Sofort in heiß ausgespülte Schraubdeckel-Gläser füllen und verschließen.
So ein Mus passt z.B. gut auf Plätzchen oder Kekse.
Die Samen der Weißdornfrüchte, die nach dem Passieren übrigbleiben, können getrocknet und gemahlen aufbewahrt werden. Geröstet ergeben sie einen Kaffeeersatz, der mit verschiedenen Gewürzen geschmacklich variiert werden kann.
Ich wünsche viel Freude beim herbstlichen Sammeln und Verarbeiten von wilden Köstlichkeiten!