Samen Brennnessel 1

Es ist Erntezeit für ein Superfood – Brennnesselsamen

Die große Brennnessel (Urtica dioica) lässt sich auch von der diesjährigen Trockenheit nicht beeindrucken. Aktuell lächelt sie uns zahlreich von Wiesen am Wegesrand, aus dem Wald oder aus naturnahen Gärten zu. Stolz präsentiert sie uns ihr Sonntags(Samen)gewand und lädt uns geradezu zu Ernte ein.

Die Brennnessel – als Heilpflanze des Jahres 2022 – ist generell ein Kraftpaket mit enorm vielen Fähigkeiten. So ist sie als Nahrungspflanze das absolute regionale Superfood. Gleichzeitig ist sie eine außerordentlich wertvolle und vielseitige Heilpflanze, sie ist Faserpflanze, Futterpflanze, Färberpflanze, Nahrungspflanze für unzählige Insekten, Düngerpflanze im Garten usw. Es gibt inzwischen mehrere Bücher, die sich nur der Brennnessel widmen.

Kräuterpfarrer Künzle sagte einst vor langer Zeit: „Hätte die Brennnessel keine Stacheln, sie wäre schon längst ausgerottet worden, so zahlreich sind ihre Tugenden.“

Was liegt also näher, als uns jetzt die Kraft und Heilwirkung der Brennnessel, die sie aktuell in zahlreichen Samen gespeichert hat, zunutze zu machen. Die Samen können leicht getrocknet werden und sind damit lange haltbar. Sie stehen uns im Winter, wenn es kaum frisches Grün gibt, mit ihrer ganzen Fülle und Kraft zur Verfügung. Sie helfen uns damit, gesund und fit durch die kalte Jahreszeit zu kommen.

Was macht die Samen so wertvoll? Brennnesselsamen enthalten eine Reihe von Wirkstoffen, die anregend und stärkend wirken. So sind sie unter anderem reich an wertvollen Eiweißen, Mineralien und Spurenelementen, Chlorophyll (dem grünen Pflanzenfarbstoff), Antioxydantien, pflanzlichen Hormonen, ungesättigten Fettsäuren sowie den Vitaminen A, C und E. Damit wirken die Brennnesselsamen positiv auf unseren Zellstoffwechsel, auf die Durchblutung und unsere Blutgefäße, sie dienen als Prophylaxe gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, stärken Haut, Haare, Nägel und Bindegewebe, wirken antioxydativ, antimikrobiell und außerdem aphrodisierend. Sie wirken kräftigend und regenerierend bei Schwächezuständen bzw. nach überstandenen Krankheiten und lindernd bei Stress, Anspannung und Unruhe. Die Aufzählung ließe sich noch fortsetzen. Aber ich denke, am besten ist es, sie einfach im Alltag zu nutzen.

Geerntet werden können die Samen recht leicht. Es werden dazu einfach die reich behangenen Stängel unterhalb des Samenansatzes abgeschnitten. Hier bitte darauf achten, nur die weiblichen Pflanzen mit dem Samen zu ernten. (siehe Bild)

 

 

 

 

 

 

Da die Brennnessel zweigeschlechtlich ist, gibt es auch männliche Pflanzen. Diese tragen keine Samen, sondern Pollen. Die haben inzwischen ihre Aufgabe erfüllt und bieten nicht so viel Inhalt wie die Samen. Sie können daher getrost stehengelassen werden. Männliche Pflanzen erkennt Ihr daran, dass die Pollen heller aussehen als die Samen und eher waagerecht vom Stängel abstehen (gemäß diesem Bild), während die Samen der weiblichen Pflanzen dunkelgrün aussehen sowie schwer und wie Trauben nach unten hängen.

 

 

 

Die abgeschnittenen Stängel mit den Samen sollten dann erst mal im Freien auf einem hellen Tuch ausgebreitet werden. Sie sind in der Regel reich von Insekten besucht und diesen sollten wir die Möglichkeit der Flucht geben. Nach dieser Zeit (ca. 1h) können die Samen und Blätter von oben nach unten abgestreift werden (am besten mit Handschuhen) und zum Trocknen luftig auf einem Tuch ausgebreitet werden. Wenn die Samen (und die noch anhaftenden Blätter) richtig trocken sind (und rascheln) können sie mit den Händen zusammengedrückt werden, damit alle Samen rausfallen. Die Blätter sowie Stängelteile können dann auf dem Kompost entsorgt werden und die Samen ggf. noch mal gesiebt werden, damit auch alle Blättchen etc. entfernt werden.

Die fertigen Samen in Gläser abfüllen und trocken und kühl lagern. Es können im Winter täglich 1-2 Teelöffel davon gegessen werden. Sie passen einfach so z. B, ins Frühstücksmüsli, aufs Butterbrot, in Dips oder Backwaren, ins (Kräuter)Salz oder in Energiebällchen, auf Frischkäse- oder Kartoffelbällchen oder auch geröstet über Suppen oder Dips. Ebenso können sie in Wein angesetzt und so in kleinen Mengen bei Bedarf und zur Stärkung getrunken werden. Die Möglichkeiten der Verwendung sind zahlreich.

Hier mein Rezept für Brennnesselsamen-Energie-Bällchen:

Zutaten: 2 EL Brennnesselsamen / 70g Sonnenblumenkerne / 30g Mandeln / 50g Kürbiskerne (oder Hanfsamen) / 150g  Datteln und getrocknete Sauerkirschen gemischt (oder anderes Dörrobst) / 2 EL Mandelmus / 2 EL Apfelsaft oder frisch gepressten Orangensaft / 2 EL frische Brennnesselspitzen; sehr fein gehackt (wenn vorhanden) / Brennnesselsamen zum Wälzen

Zubereitung: Sonnenblumenkerne, Mandeln und Kürbiskerne im Mixer zerkleinern. Dürrobst dazugeben und alles zusammen fein mixen. Die restlichen Zutaten dazugeben und alles miteinander verkneten. Kleine Bällchen formen und in den Brennnesselsamen wälzen.

Ich wünsche Euch guten Appetit und viel Freude und Gesundheit mit diesem Superfood.