Die Mispel – eine alte Wildobstsorte neu entdeckt…
Obwohl die Mispel (Mespilus germanica) zu den ältesten Kulturpflanzen gehört (und den Namen „Deutsche Mispel“ trägt), ist sie bei uns weitestgehend in Vergessenheit geraten und eher selten anzutreffen. Dabei ist sie ein attraktiver und reichtragender Baum oder Strauch aus der Familie der Rosengewächse. Die ursprüngliche Heimat der Mispel sind die Regionen Kaukasus, Kleinasien und Persien. Später hat sie auch den Weg nach Mitteleuropa gefunden. Schon in der Landgüterverordnung von Karl dem Großen wurde die Mispel unter den bedeutsamen Obstsorten aufgeführt, welche „auf allen königlichen Pfalzen anzubauen sei“. Im Mittelalter war die Mispel eine weit verbreitete Obstart in Europa.
Die Mispel wächst als etwa 2-6 Meter hoher und recht breiter Strauch oder auch als kurzstämmiger Baum mit einem etwas sparrigem Wuchs. Die Blätter sind breit-lanzettlich und werden bis 15 cm lang. Der Baum oder Strauch erfreut uns im Frühjahr mit wunderschönen – etwa 5cm großen – weißen Blüten (mit roten Staubbeuteln), die bei Bienen und anderen Insekten beliebt sind.
Im Herbst schenkt er uns seine besonderen und wertvollen Früchte, die von der Gestalt her an kleine flache Äpfel erinnern. Diese sind im Durchmesser ca. 3-7 cm groß, anfangs grün bis hellbraun sowie hart und mit deutlich erkennbare Kelchblättern. Die Haut der Früchte ist fest und rau und im inneren der Früchte befinden sich 5 große Kerne. In der Reife (etwa ab Oktober, nach den ersten Frostnächten) werden die Früchte dunkelbraun und weich und können bis Dezember geerntet werden.
Als ich das erste Mal Mispeln verarbeiten wollte, war ich etwas irritiert, da die Früchte den Eindruck erweckten, als seien sie verdorben. Sie waren braun und weich, wie ein überreifer (verdorbener) Apfel. Aber genauso dürfen und sollten sie sein. Erst dann schmecken sie angenehm süß und aromatisch. Auf dem Foto sind reife, geschälte Früchte zu sehen, die so genascht werden können.
Der Mispelstrauch oder -baum liebt sonnige bis halbschattige und eher trockene Standorte, wächst als Solitärpflanze aber auch in einer Hecke zusammen mit anderen Gehölzen. Sie liebt eher windgeschützte Lagen und stellt sonst keine besonderen Ansprüche. Falls noch etwas Platz im Garten sein sollte … wie wäre es mit einer Mispel?
Die braunen Früchte sind unter anderem reich an Stärke, Zucker, Vitamin C, Pektin, Gerbstoffe, Fruchtsäuren und Mineralien (vor allem Calcium und Kalium). Roh können die Früchte erst nach Frosteinwirkung oder längerer Lagerung gegessen werden. Sie werden dann weich (teigig) und sind – aus meiner Sicht – sehr lecker. Geschmacklich erinnern sie mich an eine Kombination aus Apfel und Birne. Im kühlen Keller können sie für einige Zeit gelagert werden. Die Früchte eigenen sich besonders gut zur Herstellung von Marmeladen, Mus, Kompott, Soßen, Fruchtleder, Saft, Likör oder Obstwein. Ebenso eignen sich getrocknete Früchte für Tee und getrocknetes Fruchtfleisch als Mehlersatz (zum Beispiel für Früchtebrot).
Alles in allem ist die Mispel eine vielseitig einsetzbare und gesunde Frucht, die durchaus wieder einen Platz in unserer Küche verdient hat.
Hier als kleine Anregung ein Rezept für Mispelmus:
Zutaten: 1 kg weiche Mispeln / 1 l Wasser / Honig nach Geschmack
Zubereitung: Die gewaschenen Mispeln mit ca. 1 Liter Wasser zum Kochen bringen und einige Minuten köcheln lassen. Dann alles durch ein Sieb oder die „Flotte Lotte“ passieren. Das Mus nochmals einige Minuten kochen lassen, mit Honig süßen und heiß in saubere Gläser füllen, die sofort verschlossen werden.
Dieses Mus eignet sich gut als Basis für süße oder auch pikante Gerichte. Es darf aber auch einfach so genascht werden oder als Dessert mit Joghurt, Sahne oder Cashewmus verfeinert werden.
Weitere Infos und Anregungen gibt es zum Beispiel in folgenden Büchern:
„Bäume in Küche und Heilkunde“ von Karin Greiner
„Unkrautgenuss & Wildpflanzenküche“ von Irmi Kaiser
„Wildobst und seltene Obstarten im Hausgarten“ von Helmut Pirc