Sie leuchten uns in ihrem wunderschönen Rot entgegen und zeigen uns auf eindrucksvolle Weise die Fülle des Sommers. Sie hängen jetzt im August schwer an den Ästen und laden – sowohl Mensch als auch Tier – zur Ernte ein. Wenn man die einzelnen Beeren genau anschaut, gleichen sie winzigen Äpfeln. Diese Früchte haben es Vögeln – allen voran Amseln und Drosseln – besonders angetan. Daher stammt auch der deutsche Name „Vogelbeere“. Allerdings ist in früheren Zeiten den Vögeln ihre Vorliebe für diese Früchte oft zum Verhängnis geworden, denn die Menschen benutzten die Beeren als Lockmittel für den Vogelfang.
Auch der lateinische Name der Vogelbeere oder besser gesagt der Eberesche „Sorbus aucuparia“ deutet auf den Vogelfang hin. „Aucuparia“ ist abgeleitet von „aves capere“ was so viel wie „Vögel fangen“ bedeutet. Wir lassen den Vögeln heute ihre Freude an den Beeren und ihren Appetit darauf und gönnen ihnen einfach diese wertvollen Früchte.
Dabei sind die Früchte der Eberesche – also die Vogelbeeren – nicht nur für Vögel wertvoll, sondern auch für uns Menschen – auch, wenn sich das Gerücht über die Giftigkeit von Vogelbeeren hartnäckig hält. Da die Beeren vom Geschmack her eher bitter-sauer und zusammenziehend sind, besteht keine Gefahr, dass zu viel davon gegessen wird. Die Natur gibt uns auch hier deutliche Zeichen und bremst den Appetit auf große Mengen. Kleine Mengen der Beeren können einfach so genascht werden, bei größeren Mengen kann es tatsächlich zu Durchfall oder Erbrechen kommen. Ausgelöst werden diese Symptome durch die Parasorbinsäure, die in den Früchten enthalten ist. In kleinen Mengen bzw. richtig verarbeitet sind die Beeren jedoch essbar und sogar ein Heilmittel. Am besten werden die Beeren vor dem Verzehr gekocht. Sie können zum Beispiel zu Marmelade, Gelee, Chutney oder diversen Desserts verarbeitet werden. Durch das Kochen wird die Parasorbinsäure zerstört und andere Wirkstoffe treten in den Vordergrund. Die Beeren enthalten unter anderem viel Vitamin C (deutlich mehr als Zitronen), Carotinoide, organische Säuren, Gerb- und Bitterstoffe, viel Pektin und Sorbit. Wegen ihres hohen Vitamin C-Gehaltes wurde die Beeren früher zur Heilung der Vitamin C-Mangelkrankheit Skorbut verwendet. Auch bei Erkältungskrankheiten kamen sie in der Volksheilkunde zum Einsatz, ebenso bei Gicht und Rheuma. Das Sorbit der Beeren ist ein Zucker, der für Diabetiker gut geeignet ist.
Und nicht nur die Beeren der Eberesche sind für uns wertvoll, sondern auch die Blüten (im Frühjahr) und die Blätter können verwendet werden. Die Blätter können zu einem Tee gebrüht werden, der bei Magenbeschwerden und Durchfall hilfreich ist und blutreinigend wirkt. Die wunderhübschen Blüten, die im Frühjahr gesammelt werden können, helfen – als Tee – bei Husten und Bronchitis.
So ist die Eberesche nicht nur ein wunderhübsch anzusehender Baum, sondern auch wertvoll in Küche und Hausapotheke. Der Name Eberesche ist übrigens abgeleitet von Aberesche, was falsche Esche heißt. Die Blätter der Eberesche sind denen von Eschen sehr ähnlich.
Rezept Ebereschenmus (aus dem Buch „Blätter von Bäumen“ von Susanne Fischer-Rizzi)
Zutaten: 500g Ebereschenbeeren / 300g Äpfel / 200g Honig / ¼ TL Zimt / 1 Pr. Kardamom
Zubereitung: Die abgezupften und gewaschenen Beeren über Nacht in Wasser eiweichen, dem ein Schuss Essig hinzugefügt wurde (das nimmt den Beeren etwas die Bitterkeit). Am nächsten Morgen die Beeren köcheln lassen, bis sie aufspringen und weich sind. Durch ein Sieb passieren. Die Äpfel in Stücke schneiden, weichkochen und ebenfalls passieren. Beides in einem Topf mischen, Gewürze dazugeben und ca. 15 Minuten leicht köcheln lassen. Kurz vor dem Ende der Garzeit den Honig unterrühren. Alles heiß in saubere Gläschen füllen und sofort verschließen.
Das Mus schmeckt als Brotaufstrich und zu diversen Süßspeisen. Statt Äpfel können – je nach Verfügbarkeit – auch Birnen oder Quitten verwendet werden.